Nach stürmischer Nacht im Rotkohlmeer

Hier nun mein Beitrag zu Donnas Schreibprojekt für den Monat Oktober. Es würde mich freuen, wenn es mir gelingt, mit meiner Geschichte bei euch das Kopfkino anzuknipsen. Unterstützend und auch zu Vergleichszwecken findet ihr die Fotos zu meiner Story auf der Seite des englischen Meister Fotographen Carl Warner, der mich mit seinen wunderbaren Fotos zu dieser Geschichte inspiriert hat.

Eigentlich wollte ich die Fotolinks direkt in die Geschichte einbauen, aber das erlaubt die Seite von Carl nicht. Deshalb könnt ihr die Fotos parallel zum Lesen hier anschauen. Bitte klickt zunächst links auf das grüne Quadrat. Es erscheint „Foodscapes“(die Bild- Nummern, die ich meine, findet ihr indem ihr von links nach rechts & reihenweise von oben nach unten zählt).  Auf der Seite findet ihr noch viel mehr Fotos von ihm. Und alle sind sehenswert. Die Homepage zeigt uns einen schönen Querschnitt seines Könnens. Doch nun los…….

Niemand hatte damit gerechnet, dass die letzte Nacht so stürmisch werden würde. Das passierte ausgerechnet als ich mit meinem Schiff wieder einmal auf dem Rotkohlmeer (Bild 7) unterwegs war. Gegen Morgen, als die Sonne aus dem Horizont empor stieg, entschloss ich mich, mit dem Schiff an meinem Lieblingsstrand, dem Salmon Beach (Bild 4) vor Anker zu gehen. Dort mache ich besonders gerne zur Frühstückszeit fest, denn ich mag es nicht süß. Nachdem ich mich ordentlich gestärkt hatte, zog ich Schnorchel, Taucherbrille und Schwimmflossen übers Evakostüm und begab mich in die wunderbare kleine Grotte (Bild 2), wo es allerlei seltsame Tiere und Pflanzen zu sehen gibt. Nach ein paar Minuten unter und über Wasser spürte ich die Müdigkeit nach der schlaflosen Nacht auf dem Rotkohlmeer in meinen Gliedern und beschloss, mich in der winzigen Hütte für eine Weile auszuruhen. Die milde Morgensonne spendete schon ein wenig Wärme und ich kuschelte mich in das weiche Gras am Boden. Das Wasser plätscherte leise und sein Wiederhall in der Grotte klang wie Musik in meinen Ohren. Ich schlief ein und schwebte hinüber ins Land der Träume. Dort angekommen stellte ich fest, dass ich es endlich einmal bis ins Schlaraffenland geschafft hatte. Sehr lange schon hatte ich mir gewünscht, dort einmal hin zu kommen. Neugierig schaute ich mich um. Am Anfang führte mich mein Weg durch einen dichten Brokkoli Wald (Bild 1). Als ich nach einigen Metern auf eine Lichtung kam, sah ich einen Wasserfall und bekam spontan Lust auf ein Bad. Ich sprang ausgelassen wie ein Kind in der weißen Gischt herum, die ein intensives Prickeln auf meiner Haut hinterließ.  Dieses Prickeln kam nicht von ungefähr. Ich merkte nachdem ich von dem Wasser probiert hatte, dass es feinster Champagner war. Das herabfallende Wasser erschien mir wie die Bürste eines Riesen. Diese grandiose Massage war mir ein unvergleichlicher Genuss. Ich konnte gar nicht genug davon bekommen. Aber nach einer endlosen Weile, ging es dann doch weiter, denn ich vermutete, dass es hier noch viel zu entdecken gab. (..und wer weiß schon wie lange der wunderbare Traum andauern würde?) Mühsam erkletterte ich den schroffen Felsen aus dessen Mitte der Wasserfall in die Tiefe donnerte, denn ich musste unbedingt heraus finden, was dahinter lag.  Auf dem Gipfel angekommen breitete sich eine wunderschöne Landschaft vor mir aus (Bild 11). Ein Weg schlängelte sich sanft durch ein grünes Tal, welches von gewaltigen Bergen umgeben war. Von einem Wagen, der am Wegesrand stand, nahm ich mir leckere Früchte mit auf meine weitere Wanderung durch das Schlaraffenland. Ich kam an einem winzigen Häuschen vorbei, das in dieser zerklüfteten Landschaft sehr einsam wirkte. Und nirgends eine Menschenseele. Ich rechnete immer damit auf Leute zu treffen, die rund und satt und vollgefuttert schnarchend in den Wiesen liegen. Aber nichts. Nicht mal ein Vogel oder eine Mücke ließ sich blicken. Aber überall üppig und farbenfroh, leckeres Essen und reichlich zu trinken, alles im Überfluss. So wie wir es aus dem Märchen vom Schlaraffenland kennen. Wie heißt es doch so schön? „Das Land, wo Milch und Honig fließen.“

Ich ging an dem kleinen Häuschen vorbei, bog um die nächste riesige Brötchen-Ecke und verließ das stille Tal. Als ich gegen Mittag aus dem Wald heraus trat, bot sich mir ein wunderbarer Anblick (Bild 8). Auf einem Hügel prangte eine  stolze Burg im hellen Sonnenschein. Das wollte ich mir gerne aus der Nähe ansehen und so machte ich mich vorbei an Paprika-Zypressen schnellen Schrittes auf den Weg. Immer in der Hoffnung, dort endlich auf Menschen treffen.  Als ich durch die offenen Ziehbrücke in das Innere des Burggeländes kam, staunte ich nicht schlecht. Es war Wochenmarkt. Überall sah ich äußerst appetitlich arrangiertes Obst, Gemüse und auch Backwaren in Verkaufsständen unter bunt gestreiften Markisen (Bild 9). Ein angenehm lauer Wind wehte um die Häuserecken. Nach meiner langen Wanderung steil bergauf verspürte ich großen Durst und schaute, wo ich etwas zu trinken her bekommen konnte. Da wieder keine Menschenseele auf der Straße zu sehen war, folgte ich einer lieblichen Melodie, die aus einem der Häuser erklang. Vielleicht war das ein Gasthaus, wo ich im Schatten sitzen und ein kühles Getränk bekommen konnte?  

Ich ging zum Hauseingang. Die Tür war nur leicht angelehnt. Auf mein Klopfen reagierte niemand. Mittlerweile war ich sicher, dass es ein Gasthaus sein musste. Denn durch den Türspalt sah ich einen Tisch (Bild 10), der so reichlich mit allerlei Leckereien gedeckt war, dass mir gleich der Zahn tropfte. In Regalen und auch in Körben am Boden fanden sich köstliche Spezialitäten. Auf einem Stuhl aus Käse lag ein Schnitzel als Sitzkissen. Sowas hatte ich noch nie gesehen. Auf mein Rufen reagierte niemand. Und so trat ich ein, setzte mich an den Tisch und trank mit dem Strohhalm aus einer großen Schale den roten Traubensaft. Was für eine Wohltat. In dem schattigen Raum fühlte ich mich sehr wohl. Ich beschloss eine Zeitlang zu bleiben, bevor ich wieder weiter gehen würde.

In dem Moment klingelte mein Wecker und riss mich aus diesem wunderschönen Traum. Ich hatte noch den Geschmack des Traubensafts im Mund, als ich dachte: Nie wieder so viel Rotwein wie gestern….. 

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14 Antworten zu Nach stürmischer Nacht im Rotkohlmeer

  1. Quer schreibt:

    Die Geschichte könnte ein Märchen aus 1001 Nacht und dem nächsten Morgen sein… 😉 Phantastisch in Wort und Bild!
    Liebe Grüsse,
    Quer

  2. VEB wortfeile schreibt:

    oh ja, ein traumhafter text über üppiges essen. es gibt so verwirrende träume, bei denen man nach dem aufwachen lange grübelt, ob man nun wirklich dabei war oder nicht. ich hoffe, du hattest keinen kater :-). hast du beim schreiben leckeres essen in sichtweite gestellt, oder reichten die fotoscapes?

    • chinomso schreibt:

      Nein, ich hatte schon lange keinen Kater mehr. Seit ich intensiv dran arbeite Kilos los zu werden, meide ich Alkohol weitestgehend. Und wenn, dann ist nach einem kleinen Glas Wein absolut Schluß. 🙂 Sonst wird das nichts mit der Abnahme.

      Die Fotos habe ich vor einigen Tagen zum ersten Mal gesehen und konnte da so richtig reinsteigen. Eigentlich hatte ich vor hier im Blog „nur so“ darüber zu schreiben. Aber dann kam mir die Idee, dass ich das gleich mit Donnas Schreibprojekt verknüpfen könnte.

  3. Donna schreibt:

    Kopfkino angeknipst – ja, das hast du wahrlich geschafft! Eine grandiose Idee, zu den Bildern Warners zu schreiben… Da kann man mal wieder sehen, woher all unsere Inspirationen kommen.

    Danke, Chino, für deine phantastische Geschichte!

    LG – Donna

  4. april schreibt:

    Sehr phantasievoll, sehr anschaulich, nicht nur vom Gucken her. Schade, dass du wach wurdest. In so einer Landschaft würde man gerne noch weiter spazierengehen. (Der Link funktionierte übrigens nicht, aber wenn man den Namen hat, kann man ihn problemlos finden). Was für kreative Ideen der hat. Irre.

    • chinomso schreibt:

      Mir gefallen die Fotos wie gesagt ausgesprochen gut. Vielleicht auch weil ich mich zur Zeit intensiv um das Wie und Was meiner Lebensmittel „kümmere“.

      Habe den Link eben nochmal aus dem Beitrag heraus probiert und er funktionierte problemlos. Komisch.

  5. Jorge D.R. schreibt:

    Abends zu viel Rotwein trinken,
    und dann nachts davon träumen,
    in Champagner zu baden???
    Ich bitte Dich, Chinomso,
    das ist doch unlogisch!
    Und gleich noch eine Beschwerde:
    Was habe ich doch wieder für einen
    Hunger und Durst bekommen
    beim Lesen Deiner Geschichte,
    wo ich doch gerade gegessen hatte!
    Aber Spaß hat es gemacht,
    Deine Geschichte zu lesen!

    Einen schmunzelnden Gruß
    an die besondere Frau
    Jorge D.R.

    PS:
    Die Wette hättest Du übrigens gewonnen 😉

  6. Himmelhoch schreibt:

    Der Schluss der schön zu lesenden Geschichte war wieder typisch Du!
    Aber genau so schön fand ich den Link zu diesen märchenhaften Ess- und Trinbildern. Was man doch aus Gemüse, Brot und anderem alles machen kann. Danke für den Link!

    • chinomso schreibt:

      Erst wollte ich ein bisschen Mord und Totschlag reinbringen, irgendwas was die Idylle zerhaut. Aber dann hab ich es so enden lassen, weil mir kein Drama einfiel.

  7. freidenkerin schreibt:

    Ja, Wahnsinn! 🙂 Mein Kopfkino hat mir beim Lesen eine schier psychedelische, äußerst sinnenfrohe Vorstellung beschert!…
    Und jetzt hab‘ ich Hunger! 😉

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