Von den Kindern

Eure Kinder sind nicht eure Kinder. Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst.

Sie kommen durch euch, aber nicht von euch und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.

Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken.

Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen, denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen.

Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen. Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern. Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden. Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit und ER spannt euch mit seiner Macht, damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.

Lasst eure Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein, denn so wie ER den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt ER auch den Bogen, der fest ist.

Khalil Gibran, Der Prophet

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7 Antworten zu Von den Kindern

  1. freidenkerin schreibt:

    Das ist ganz wunderbar und weise – ich liebe das Büchlein „Der Prophet“… 🙂
    Herzlichst!

  2. chinomso schreibt:

    Ist mir heute in den Sinn gekommen, als ich vom Flughafen zurück kam.

  3. tonari schreibt:

    Mir fällt in solchen Momenten immer der olle Geheimrat ein
    „Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“
    (Bei uns schaut es so als verabschiedet sich das Töchterlein im Mai für viele, viele Monate nach Japan.)

  4. Bellana schreibt:

    Passt wunderbar. Ich hoffe, Du leidest nicht zu sehr.

    • chinomso schreibt:

      Nein, entgegen meiner Erwartung leide ich garnicht. Das widerum kommt mir schon echt merkwürdig vor. Aber er ist so gut drauf und das beruhigt ungemein.

      Danke, dass du fragst.

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